Über Herausforderungen der Pflegeausbildung sprach die Grüne Sozialpolitikerin Petra Krebs als Gast von MdL Gudula Achterberg
Eines ist für die Grüne Sozialpolitikerin und gelernte Krankenschwester Petra Krebs ganz klar: „In der Pflege zu arbeiten, ist ein schöner Beruf“. Diese Prämisse stellte die Sprecherin der Grünen Landtagsfraktion für Soziales, Gesundheit und Pflege und Abgeordnete im Wahlkreis Wangen, mehrfach heraus. Auf Einladung der Abgeordneten Gudula Achterberg war sie nach Heilbronn gekommen, um mit Interessierten zu diskutieren über „Pflege im Fokus – Herausforderungen heute und morgen“.
Welches diese Herausforderungen sind, hatte sie schon vorab bei einem Besuch in der Peter–Bruckmann-Schule (PBS) ungefiltert von Schüler*innen erfahren und auch in der anschließenden Veranstaltung im Kolping-Bildungszentrum brachten praktizierende oder angehende Pflegende ihre Themen vor: Die generell oft als gering empfundene Wertschätzung für ihren wichtigen Beruf, die sich auch noch immer in der Bezahlung niederschlage. Die hohe Fluktuation aufgrund von Überforderung. Die unangemessene Verantwortung, der sich Auszubildende an ihren Einsatzstellen oft ausgesetzt sehen. Der deutliche Fachkräftemangel auch im Pflegebereich erfordere umso mehr Anstrengung, diejenigen, die die Ausbildung durchlaufen, auch zu halten, waren sich alle Anwesenden einig. Dabei dürfe die Qualität nicht leiden, erklärte Krebs, „Wir dürfen nichts verwässern.“
Mit der Einführung der dreijährigen generalistischen Pflegeausbildung 2020 habe die Politik die Rahmenbedingungen für das Berufsbild neu geregelt. Nicht nur für Pflegefachfrauen und –männer oder Pflegehelfer*innen sieht Krebs Bedarf, sondern auch für 10 bis 20 Prozent akademisch ausgebildete Pflegende: „Es ist wichtig, dass diese Fachkräfte nicht in der Stationsleitung verschwinden, sondern mit ihrem praktischen Wissen auch am Bett zur Verfügung stehen“, führte sie aus: „Wir wollen neue Qualifikationswege in der Ausbildung fördern und brauchen überall Hände, die wissen, was sie tun.“ Auch in multiprofessionellen Teams, auch im Berufsbild der so genannten Community Health Nurse, die als eine Art Quartierskrankenschwester verantwortliche Pflegearbeit leistet und dazu beiträgt, von der starken Ärztezentriertheit in unserem Gesundheitssystem wegzukommen. Fundierte hochwertige Ausbildung käme auch dem Ansehen des Berufsstands zugute, hielt Krebs allen entgegen, die Beispiele nannten, wie der Beruf schlecht geredet werde. „Das hilft nicht“, ist die engagierte Politikerin überzeugt. Dass die Verweildauer Pflegender im Beruf bei nur sieben Jahren liegt und schon Schüler*innen sich „verheizt“ fühlen, sei häufig Verstößen gegen den Arbeitsschutz bzw. Arbeitszeitgesetz zuzuschreiben. Klar war nach eingehender Diskussion von Erfahrungen an Einsatzstellen während der Ausbildung: Es braucht mehr Kontrolle, damit Auszubildende nicht zu Arbeiten herangezogen werden, die sie noch nicht leisten können. Als mögliche Kontrollinstanz sah Dr. Christoph Franz, Leiter der PBS, die Pflegekammer, die in diesem Jahr in Baden-Württemberg eingeführt werden soll und die analog zu anderen berufsständischen Kammern auch für die Ausbildung zuständig sein soll. Auch Krebs brach in dieser Kontroverse eine Lanze für die Kammer und wünschte sich, dass sich die Pflegenden darin engagieren und gegenüber Arbeitgebern und Tarifpartnern stark auftreten.
Ein Thema, mit dem sich auch die Politik in den letzten Jahren beschäftigt, sind Fremdarbeitsfirmen, die auch in der Pflege immer wieder zur Überbrückung von Personalengpässen herangezogen werden. „Das ist ein heiß diskutiertes Thema, ein Teufelskreis“, nahm Krebs die Wortmeldungen hierzu ernst. Ob eine Quotierung helfen könne, müsse sich zeigen, aber: „Es darf nicht sein, dass hoch bezahlte Zeitarbeitskräfte das System ausbluten.“