Europaabgeordnete Anna Deparnay-Grunenberg zu Gast bei Gudula Achterberg MdL
Wie geht es unserem Wald? Mit dieser Frage gingen knapp 30 Interessierte im Leingartener Taschenwald auf Einladung der Heilbronner Landtagsabgeordneten Gudula Achterberg auf Erkundungstour. Prominenter und fachkundiger Gast war die Europaabgeordnete Anna Deparnay Grunenberg, die den ohnehin aufmerksamen Blick der Besucher*innen über das lokal begrenzte Areal hinaus auf einen europäischen Blickwinkel weitete.
An den Beispielen Rumänien oder Finnland erklärte sie die großen Zusammenhänge zwischen Wald- und Klimaschutz: Wo Holz-Monokulturen großflächig in kurzen Zyklen geerntet und z. B. zu Wegwerfmöbeln verarbeitet werden, erfülle es nicht die wichtige Aufgabe, CO2 langfristig zu speichern: „Außerdem sind Böden auf lange Sicht zerstört und auf derart genutzten Flächen haben Biodiversität und Artenvielfalt keine Chance“, erklärte die Forstwissenschaftlerin, was Revierförster Jens Hey vor Ort im Kleinen zeigte.
Auf ehemaligen Fichtenflächen, die auch im Taschenwald dem Borkenkäfer zum Opfer fielen, hat er zum Einen auf einer gezäunten Fläche eine bunte Mischung klimastabilerer Laubhölzer angepflanzt. Auf einem anderen, ungezäunten Areal haben junge Birken die Brombeeren zurückgedrängt und andere Arten wie Ahorn oder Zitterpappel kommen hoch. Beide Beispiele zeigen, wie Aufforstung in Nutzwäldern funktionieren kann: Auf Reihenbestände und Monokulturen verzichten, der Natur geduldig ihren Lauf lassen, nicht zu früh eingreifen und sehen, welche Baumarten bestehen und sich bewähren. So zeichnet der Förster den „stabilen und abwehrkräftigen Wald der Zukunft“.
Betrachtet hat die Gruppe alle Symptome, die den Wald-Experten Sorge bereiten: Käferholz, das aufgrund des übersättigten Markts nur noch weit unter Wert verkauft werden kann und nicht einmal mehr als Bau-, sondern als Brennholz endet. Die Folgen von Sturmschäden, die in aktuellen Wetterlagen wieder eine Bedrohung darstellen. Das Eschentriebsterben, verursacht durch Pilzbefall aufgrund der veränderten Klimabedingungen. Das schwierige Thema, dass der Wald nicht mehr so viel Wasser speichern kann wie früher, so dass Trockenheit zunehmend auch hier zum Problem wird. Zwischen all diesen Veränderungen die Balance zu finden zwischen Wirtschaftlichkeit, die im Großteil unserer Nutzwälder eine wichtige Rolle spielt, und dem Erhalt der Klima-Funktion der Wälder nannte die Europaabgeordnete die große Herausforderung auch der Politik. Sie zeigte auf, wie komplex schon die Frage der unterschiedlichen Holz-Gütesiegel ist: „Nachhaltigkeitsrichtlinien in Finnland kann man mit denen bei uns nicht vergleichen“, sagte sie und verwies auf die extrem unterschiedlichen nationalen Kriterien von z.B. FSC-zertifizierten Hölzern. An einheitlichen Regelungen für nachhaltige Waldwirtschaft arbeitet sie zwischen Stuttgart, Brüssel und Freiburg mit. MdL Gudula Achterberg dankte nicht nur ihr, sondern auch Förster Hey und den Teilnehmer*innen an der Wanderung für ihr großes Interesse. In der Diskussion um die Energieversorgung der Zukunft schloss sie sich Deparnay-Grunenbergs Fazit an: „Der Wald kann nicht alle Probleme lösen“.