Heidelberg inspiriert bei Bauen, Wohnen und Klimaschutz

Anfang Juli besuchte Gudula Achterberg MdL das schöne Heidelberg, um sich vor Ort einige spannende und zukunftsweisende Projekte anzusehen und mit engagierten Akteuren ins Gespräch zu kommen.

Heidelberg will im Kreislauf wirtschaften

„Die Stadt ist der Steinbruch der Zukunft“, so drückte es Jürgen Odszuck, Baubürgermeister Heidelbergs, im Gespräch mit Gudula Achterberg MdL, Stadträtin Dr. Luitgard Nipp-Stolzenburg und Kreisvorstand Emil Schenkyr aus. Gemeinsam mit Dr. Stefan Heger, Managing Director Recycling & Circular Economy bei Heidelberg Materials stellte er das Projekt „Circular City Heidelberg“ vor. Ein ambitionierter Plan, bei dem die Stadt gemeinsam mit Heidelberg Materials, der EPEA GmbH und Madaster ein digitales Gebäude-Materialkataster erstellen und Rohstoffe wiederaufbereiten will. Die Zauberworte heißen hier „Cradle-to-Cradle“, Kreislaufwirtschaft und Regionalität, denn einerseits fallen deutschlandweit im Jahr ca. 220,6 Mio. Tonnen mineralische Bauabfälle an (siehe Studie „Mineralische Bauabfälle Monitoring 2020, Kreislaufwirtschaft Bau), die weit besser als derzeit verwertet werden könnten, andererseits steigen Bedarf und Kosten für Baustoffe beständig und nicht erst seit Pandemie und Krieg. Eine Kombination, die auch wirtschaftlich immer interessanter wird.

Die Musik spielt künftig im Bestand

Klar sei, „Baustoffrecycling ist nur die drittbeste Lösung“, so Bürgermeister Odszuck. Instandhaltung, Pflege und Sanierung wären der Königsweg, danach käme die Wiederverwendung ganzer Bauteile und erst danach dürfe recycelt werden. Eine Sichtweise, die sich immer mehr durchsetzt und längst auch in der Politik angekommen ist. Doch noch seien Umweltrecht, Vergaberecht und Normen oft zu langsam und auch die Privatwirtschaft sei vielerorts noch nicht so weit. „Abbruch muss als Produktionsprozess, als Managementaufgabe gesehen werden“, erläutere Dr. Heger von Heidelberg Materials. Längst hat der Zementhersteller sein Portfolio erweitert, steckt viele Ressourcen in Recyclingbeton und kauft gezielt Abbruchunternehmen und Recyclingunternehmen im ganzen Bundesgebiet auf, die zukünftig die urbanen Rohstoffminen der Zukunft bewirtschaften sollen. Es gelte, Kreisläufe zu schließen, aber pragmatisch zu bleiben. „Wir starten mit 80 Prozent, Ziel sind ganz klar 100 Prozent des Abbruchs wiederzuverwerten. In Zukunft darf so wenig Material wie möglich ein Areal verlassen.“ Denn auch das gehört zur Wahrheit einer Lebenszyklusbetrachtung von Gebäuden und Baumaterialien: Die Lärche aus Kanada oder Russland hat durch die weiten Transportwege einen CO2-Rucksack, den R-Beton von der benachbarten Baustelle nicht hat.

„Ich nehme aus diesem Austausch sehr viele Punkte für unsere politische Arbeit mit: Regionalität, Zusammenarbeit im Netzwerk, einfacheres Bauen, möglichst ohne Verbundstoffe, um eine sortenreine Trennung zu ermöglichen, die Überarbeitung bestimmter Baustandards und nicht zuletzt die Themen Risikofreude und Fehlerkultur. Beispiele wie diese zeigen mir immer wieder, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Jetzt gilt es, die noch vorhandenen Stolpersteine aus dem Weg zu räumen“, so Gudula Achterberg MdL.

Austausch mit der Wohnungswirtschaft

Im Anschluss besichtigte die Abgeordnete die Baustelle des mit Spannung erwarteten neuen Heidelberg Congress Centers (HCC), das von der Bau- und Servicegesellschaft mbH Heidelberg (BSG), einem Tochterunternehmen der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GGH, errichtet wird. Projektleiter Wahid Saberi führte die Gruppe durch das Gebäude, das direkt gegenüber dem Hauptbahnhof als Eingangstor des 2008 neu entwickelten Bahnstadtareals entsteht. Im Jahr 2020 startete der Bau des 3.800 Sitzplätze umfassenden Konferenzzentrums mit modernster Technik und eigenem Produktionsstudio. So präsentiert sich das HCC als Highlight am Areal der größten Passivhaussiedlung Europas, die ihren Strom und ihre Wärme komplett aus erneuerbaren Energien bezieht.

Wirtschaftliche Realitäten und politische Forderungen wurden bei einem gemeinsamen Essen und anschießendem Gespräch mit dem Geschäftsführer der GGH und Verbandspräsident des vbw, Peter Bresinski, diskutiert. Die aktuellen Entwicklungen im Finanzbereich und bei den Baukosten waren ebenso Thema wie regulatorische Hürden und praktische Beispiele aus der Stadt Heidelberg, die das Bauen derzeit erschweren und verteuern. „Der KfW 55-Standard reicht uns zur Erreichung unserer Klimaschutzziele aus. Wir müssen zukünftig einfacher und mit weniger Technik bauen, schneller in den Verfahren werden und auch bei Gutachten verschlanken“, so Bresinski. Auch ein geringerer Stellplatzschlüssel, gute Mobilitätskonzepte in den Quartieren, verbindliche Entscheidungen und ein fairer Wettbewerb zwischen kommunalen und privaten Unternehmen gehöre dazu (Stichwort echte qualifizierte Subsidiaritätsklausel).

„Die von Ministerpräsident Kretschmann ins Leben gerufene Task Force zu Erneuerbaren Energien hat gezeigt, wie es geht. Wir können durch Digitalisierung, Verschlankung und gebündelten Willen zur Veränderung Prozesse massiv beschleunigen und vereinfachen. Letztendlich arbeiten wir alle an denselben Zielen, deshalb ist es so wichtig, im Austausch zu bleiben und die Rückkopplung mit der Praxis zu suchen“ zeigte sich Gudula Achterberg mit dem Gespräch zufrieden.

Klimaanpassung in Kommunen: Austausch mit der Wissenschaft

Als letzte Station des Tages stand ein Besuch des ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg gGmbH auf dem Programm. Mit Geschäftsführer Lothar Eisenmann, Benjamin Gugel und Gründungsmitglied Bernd Franke standen drei Generationen ifeu-Geschichte bereit, um über die Arbeit des renommierten Instituts zu informieren. Gestartet war das Institut 1977 mit der Beratung von Bürgerinitiativen zum Thema Atomkraft. Heute befassen sich die 130 Mitarbeiter*innen mit nahezu allen Aspekten des Klimaschutzes und sind regional , auf Landes- und Bundesebene tätig und auch an internationalen Projekten beteiligt. Beim Austausch mit MdL Achterberg lag das besondere Augenmerk auf den Möglichkeiten, die Verwaltungen und Kommunen haben, um klimaneutral zu werden und darauf, wo auf dem Weg dorthin der Schuh drückt. Auch die Arbeit von Klimaschutzmanager*Innen vor Ort oder Zertifizierungen, Unternehmens- und Produktbilanzen und Bilanzierungstools zur Berechnung des CO2-Abdrucks waren Themen des Austausches. „Die Leidenschaft und Beharrlichkeit, mit der hier seit so vielen Jahren wissenschaftlich fundierter Umweltschutz betrieben wird, haben mich sehr beeindruckt. Die Zeit war viel zu kurz, um alles anzusprechen, was das ifeu-Institut zu bieten hat. Deshalb müssen wir einfach in engem Kontakt und Austausch bleiben, damit unsere politisch beschlossenen Maßnahmen auch immer Rückkopplung durch Wissenschaft und Praxis erfahren“, fasste Gudula Achterberg das Gespräch zusammen.

„Heidelberg ist Vorbild in Sachen Umwelt- und Klimaschutz. Energiewende, Mobilitätswende, wie wir bauen und wirtschaften wollen, das alles wird hier, auch dank starker Grüner vor Ort, umgesetzt. Ich komme gerne wieder, um mich in meiner Arbeit weiter inspirieren zu lassen.“

Gudula Achterberg MdL