Konstanz: Die ganze Vielfalt des Wohnungsbaus

Am 23. Juni machte Gudula Achterberg MdL sich auf den Weg nach Konstanz, um sich vor Ort über die aktuelle Lage auf dem Wohnungsmarkt auszutauschen. Begleitet wurde sie von ihrer Kollegin und Abgeordneten im Wahlkreis Konstanz, Nese Erikli MdL, sowie Stadträt*innen und Kreisvorständen von Bündnis 90/Die Grünen.

Bezahlbarkeit fällt immer schwerer – Erstes Ziel des Tages war ein Besuch der WOBAK Städtische Wohnungsbaugesellschaft mbH Konstanz. Beim Austausch mit Geschäftsführer Jens-Uwe Götsch bekamen die beiden Abgeordneten Achterberg und Erikli sowie Kreisvorstand Markus Tittelbach einen guten Eindruck von der aktuellen Marktlage in und um Konstanz. Gemeinsam wurde diskutiert, was städtische Wohnungsunternehmen leisten sollen und müssen, um bezahlbaren Wohnraum für breite Schichten der Bevölkerung zur Verfügung zu stellen. Eine Durchschnittsmiete von 7,40 Euro bei einem Bestand von fast 4.400 Wohnungen und ca. 50 Prozent Neubau in den letzten 30 Jahren zeigt, wie wichtig eine aktive Wohnungspolitik und eine gut geführte Wohnungsbaugesellschaft für eine Kommune ist. Ökonomische und ökologische Nachhaltigkeit spielen hier ebenso eine Rolle wie Kreativität und Teamwork. Beispielsweise wendet die WOBAK u.a. das Instrument des Wohnungstausches für Wohnungssuchende an oder sucht mit Grundstückseigentümer*innen nach passgenauen Lösungen, um eine Bebauung zu ermöglichen. Auch beim Ausbau von Photovoltaik und der Planung von Wärmenetzen mit den Konstanzer Stadtwerken engagiert sich die WOBAK.

Natürlich kamen auch die vielen Probleme und Hindernisse, die den Wohnungsbau derzeit plagen, auf den Tisch. Lange Bearbeitungszeiten und Genehmigungsverfahren, Einwendungen, Schall- und Brandschutzvorschriften verzögern und verteuern das Bauen. Geschäftsführer Götsch gab zu bedenken: „Allein zwischen 2009 und 2022 haben sich die Kaufpreise für Immobilien in Konstanz verdreifacht. Der Mehraufwand für Zinsen wird mehrere Millionen Euro pro Jahr betragen.“

Diese derzeitigen Herausforderungen sind selbstverständlich auch Thema auf politischer Seite. Dazu merkt Gudula Achterberg MdL an „Die derzeitige Marktlage stellt gerade für die Unternehmen eine riesige Herausforderung dar, die bezahlbaren Wohnraum bauen wollen und müssen. Wir diskutieren intern derzeit verschiedene Schritte und Maßnahmen, um Unternehmen und Bauwillige zu entlasten und bürokratische Hürden abzubauen. Ein wichtiger erster Schritt ist der digitale Bauantrag, den wir kürzlich mit der Novellierung der Landesbauordnung eingeführt haben, aber wir werden noch weitere Schritte gehen müssen.“

Leuchtturm am See – Am Nachmittag waren die Abgeordneten Achterberg und Erikli gemeinsam mit Stadträtin Gisela Kusche, Kreisvorständin Andrea Dix und Kreisvorstand Markus Tittelbach zu Gast auf der Baustelle eines der derzeit wohl größten und meist beachteten Projekte der ganzen Bodenseeregion. Die niederländische BPD Immobilienentwicklung GmbH hatte 2017 das ehemalige Telekom-Areal inklusive Hochhauses und Fernmeldeturm im Konstanzer Stadtteil Petershausen erworben. Bei einer Präsentation und anschließendem Rundgang samt 15-Stockwerke-Aufstieg in luftige Höhen erläuterten Alexander Heinzmann, Sprecher der Geschäftsführung und Projektentwickler Sven Ertinger die Besonderheiten und Herausforderungen des Projekts.

Interessiert folgte die Gruppe Ertingers Ausführungen, denn Umbau, Umnutzung und Sanierung von Bestandsgebäuden stehen auch beim Arbeitskreis Landesentwicklung und Wohnen der Grünen Landtagsfraktion auf der Agenda. Wie die BPD in Konstanz diese Herausforderungen angeht, erklärte der Projektierer so: „Indem Flächen, Material und CO2 eingespart, Ressourcen wiederverwendet und nicht mehr benötigte Büroflächen zu Wohnraum umfunktioniert würden, leiste die BPD als einer der größten Immobilienentwickler Deutschlands wertvolle Pionierarbeit in diesem Segment. Auch bei anderen Themen, wie der Mobilität, der Idee von Seilbahnkonzepten oder der Kooperation mit renommierten Forschungseinrichtungen gehe die BPD neue Wege.“ Noch stehe die Diskussion um graue Energie, Nach- und Umnutzung am Anfang. Große Institutionen ebenso wie kleine Marktteilnehmer müssen noch viele Erfahrungen sammeln, um Umnutzung und Wiederverwendung von Rohstoffen auf baden-württembergischen Baustellen Alltag und Kreislaufwirtschaft Realität werden zu lassen.

„Projektentwickler, Bauträger und Kommunen haben verstanden, dass der Schwerpunkt im Sanieren im Bestand liegen wird. Neue Wege einzuschlagen, um Bestehendes einer neuen Nutzung zuzuführen, ist die Zukunft. Nur wenn wir kollektiv Erfahrungen in diesem Bereich sammeln, wird es uns in Zukunft gelingen, solche Projekte auch für schmalere Geldbeutel verwirklichen zu können. Die Ode Lofts werden ohne Frage ein beeindruckendes Projekt für Konstanz darstellen, aber wir als Politiker*innen müssen aus solchen Projekten die richtigen Schlüsse für den Wohnungsbau für die breite Masse der Bevölkerung ziehen“, fasste Gudula Achterberg MdL ihre Eindrücke zusammen.