Vernetzungswunder Quartierszentrum

(v.l.n.r.) Beim Besuch dabei waren Karl Friedrich Bretz, Gudula Achterberg MdL, Ute Neuschwander, Tina Wenk, Marjanna Jamal Toma, Andrea Barth, Najoua Balti.

Gudula Achterberg MdL beim Besuch im Mehrgenerationenhaus Heilbronn: „Großartig, was hier passiert“

Auf dem selbstgestalteten Oster-Eierbecher der kleinen Annabell lächelt ein Papier-Hamster. Bastelstunde am Morgen. Was die Landtagsabgeordnete Gudula Achterberg im Heilbronner Quartierszentrum Nordstadt Mehrgenerationenhaus (MGH) über das aktuelle Angebot der generationengemischten Gruppe hinaus über den Montagstreff „Quirlig und weise“ wissen möchte, beantwortet die lebhafte Sechsjährige aus der Wartberg-Kita bereitwillig und umfassend.

Sie gehört zu einer der Gruppen, die sich wöchentlich im Mehrgenerationenhaus in der Rauchstraße treffen und die beispielhaft repräsentiert, was ein Quartierszentrum leisten kann und soll: Generationen und Kulturen verbinden in einem Netzwerk, das wachsen darf, wo Bedarfe sichtbar werden. Dass das Quartierszentrum Nordstadt unter Leitung der Quartiersmanagerinnen Andrea Barth und Ute Neuschwander in diesem Sinne funktioniert, war schon angelegt, als das MGH 2008 an den Start ging. Die Erfahrung seither kommt dem Quartier zugute – und fordert die Akteur*innen heraus. Denn mit jedem Angebot bringen die Menschen auch neue Anregungen mit. So hat Präventionsbeauftragte Tina Wenk die Familien-Mittagessenskiste erfunden: Zu frischen Kochzutaten gibt es ein Mal im Monat auch Rezeptideen für derzeit 35 Familien, die sich im Rahmen des Präventionsnetzwerks gegen Kinderarmut für diese Essensspende jeweils melden können. Finanziert wird diese Hilfe von Stadt und AOK.

Das Beispiel zeigt: Um vielfältige Begegnungsmöglichkeiten und Angebote zu schaffen, von denen die Menschen profitieren, braucht es Ideen, Konzepte – und Geldgeber. Unter dem Dach des Kreisdiakonieverbands Heilbronn sind das Spender*innen, die Kommune, Unternehmen und staatliche Stellen, erklärt Kreisdiakonie-Geschäftsführer Karl Friedrich Bretz. Und adressiert direkt einen Wunsch an die Abgeordnete Achterberg: „In vielen Bereichen würde es uns sehr helfen, wenn wir die Angebote, die gut laufen, in eine Regelfinanzierung überführen könnten. Das wäre vor allem auch für die Personalausstattung wichtig. Wenn wir Projekte immer neu und befristet beantragen müssen, mindert das auch für Mitarbeitende den Anreiz, im Quartierszentrum zu arbeiten.“

Bei den Mitarbeiter*innen, die Achterberg bei ihrem Besuch kennenlernt, ist davon nichts zu spüren: Andrea Barth erzählt, dass die Kontaktstelle für Sprache und Nachhilfe mit dem Projekt „Zukunft schenken“ von Familien mit Unterstützungsbedarf sehr stark frequentiert wird. Najoua Balti, Mitarbeiterin im Service des MGH, verdankt dem Nachhilfeangebot, dass ihr Sohn inzwischen studiert und auch selbst Lernhelfer wurde. Balti selbst fungiert im Haus als Servicekraft und Übersetzerin und Multiplikatorin für ratsuchende Familien, weil sie arabisch spricht, und klärt über die Möglichkeiten im Quartierszentrum auf – zum Beispiel über das wichtige Alphabetisierungsprogramm im Haus, das seit vier Jahren erfolgreich läuft. Selbst so niederschwellige Angebote wie das Plauderbänkle tragen dazu bei, dass sich Menschen mit ihrem Quartier identifizieren lernen, weiß Ute Neuschwander. Denn die Bevölkerung wird nicht nur bunter und älter, sondern auch einsamer.

Aus einer Initiative während Corona hat Tina Wenk die Aktionswoche für Vorschulkinder entwickelt, bei der Kita-Kinder Schulen und Lehrer*innen vorab kennenlernen können. Weil der Bedarf auch nach Corona weiter besteht, gibt es die Aktionswoche, gesponsert von „Menschen in Not“ der Heilbronner Stimme, weiter. Den Bedarf, beim Übergang von Grund- zu weiterführenden Schulen zu unterstützen, kennt Wenk und wünscht sich zum Beispiel Talentworkshops an den Schulen: „Die Kinder sprechen zum Teil fünf Sprachen, die können Breakdance und vieles mehr, die brauchen Chancen, ihren Selbstwert zu trainieren“, weiß sie aus ihrer Quartierserfahrung. „Es ist großartig, was hier passiert“, sagt MdL Gudula Achterberg nach dem Besuch, als bereits die erste Schicht Kinder aus der Wartbergschule zum Mittagessen – von Menschen mit Handicap serviert wird – ins MGH strömen: „Das ist nicht hoch genug zu schätzen. Das Quartierzentrum zeigt: alles, was wir präventiv machen können, spart viel Arbeit und Geld, wenn wir hinterher Dinge einfangen oder reparieren müssen.“

(v.l.n.r.) Gudula Achterberg MdL, Najoua Balti, Tina Wenk, Andrea Barth, Karl Friedrich Bretz und Ute Neuschwander im Gespräch über die Arbeit im Quartierszentrum Nordstadt – Mehrgenerationenhaus.