Die Hiobsbotschaften in Sachen Klimakrisen häufen sich. Ein vorläufiger, alarmierender Höhepunkt war der Bericht des Weltklimarats (IPPC) 2023. Auch Baden-Württemberg ist davon auf bisher ungeahnte Weise betroffen. In seiner heutigen Sitzung, am 29.03.2023, diskutierte der Ausschuss für Landesentwicklung und Wohnen das Thema „Schwammstadt“ und die Klimafolgenanpassung unserer Städte und Gemeinden.
Anfang vergangener Woche warnte der 6. Sachstandbericht des Weltklimarats IPCC davor, dass nur eine sofortige globale Trendwende mit drastischen Treibhausgasminderungen uns noch auf einen Pfad führen wird, der eine Erderwärmung von 1,5 Grad Celsius ermöglicht. Einige Tage später zitiert der SWR Berechnungen des Klimasachverständigenrats Baden-Württemberg, nach denen hierzulande sogar schon 2040 mit einer Erwärmung von bis zu 3 Grad zu befürchten ist. Eigentlich hatte man mit einer so drastischen Erwärmung erst im Jahr 2100 gerechnet.
Umso wichtiger wird es sein, neben dem Klimaschutz und der unbedingten Vermeidung von Treibhausgasen auch die Anpassungsmaßnahmen, die wir benötigen werden, stärker in den Blick zu nehmen. Grüne und blaue Infrastruktur, Energie- und Wärmeverbrauch, Flächenver- und entsiegelung, Fassadenbegrünung, Innenentwicklung und die Nutzung neuer nachhaltiger Baustoffe sind hier nur einige wichtige Stichworte. Denn die zunehmenden Wetterextreme, sowohl was Hitze als auch Niederschläge angeht, werden unserer Infrastruktur immens zusetzen und drohen, hohe Schäden zu verursachen. Wie unser Fraktionsvorsitzender Andreas Schwarz richtig betont, verhindert jeder Euro, den wir jetzt für Klimaschutz und Anpassung ausgeben, vier Euro Folgekosten. Alle Anstrengungen und Programme, die wir heute auf uns nehmen, sind daher gut investiertes Geld für die Menschen hier in Baden-Württemberg.
Glücklicherweise tut die Landesregierung bereits sehr viel auf diesem Gebiet. Von FAQs zu Wassermanagement, über Kartenmaterial, Datensammlungen, Leitfäden und Workshops bis hin zu Förderprogrammen wie der Städtebauförderung und KLIMOPASS sind wir bereits gut aufgestellt (siehe Infokasten). Dennoch gilt es, das Bewusstsein weiter zu schärfen und unsere Bemühungen zu intensivieren. Dabei kommt den Themen Information, Förderung und Datenerhebung aus meiner Sicht eine besonders wichtige Rolle zu.
Heilbronn bietet mit dem Areal Neckarbogen bereits ein hervorragendes Beispiel für den Umgang mit Niederschlag und Stadtentwicklung. Nun gilt es noch mehr Kommunen, Bürgermeister und Gemeinderäte davon zu überzeugen, dass Hitzeaktionspläne, Starkregenrisikomanagement und Klimafolgenanpassung generell eine hohe Priorität in unser aller Handeln und Denken einnehmen sollten.
INFO: Zahlreiche Hilfsangebote und Förderprogramme
Bereits jetzt existieren auf allen Ebenen zahlreiche Programme und Angebote zur Klimaanpassung, mit deren Hilfe Kommunen aktiv Klimaanpassung betreiben können. In Baden-Württemberg helfen Leitfäden zum kommunalen Starkregenrisikomanagement, die Broschüre „Starkregenvorsorge im Städtebau und in der Bauleitplanung” oder die Städtebauliche Klimafibel mit konkreten Hinweisen. Die Landesanstalt für Umwelt unterhält unter anderem ein Kompetenzzentrum, bietet Starkregen-Gefahrenkarten und weitere Karten- und Datensammlungen, richtet unter dem Motto „Kommunen JETZT klimaresilient machen“ Veranstaltungen aus oder betreut das Förderprogramm KLIMOPASS des Umweltministeriums BW. Auch die Städtebauförderung hat einen Förderzweig zur Anpassung an den Klimawandel, genauso wie Mittel des Entwicklungsprogramms Ländlicher Raum (ELR) für solche Maßnahmen beansprucht werden können. In Entwicklung befindet sich eine Landesstrategie „Urbanes Wasserressourcenmanagement (UWRM) – Strategie für eine wasser-sensible Stadt und Ortsentwicklung“.