„Achtertour“ in Böckingen

Ein Stadtteil mit vielen Gesichtern

Zum Abschluss ihrer Achtertouren traf sich Gudula Achterberg mit der Bezirksbeirätin Gila Seewi und der Grünen Stadträtin Ulrike Morschheuser in Böckingen – alle drei waren mit dem Fahrrad zum Treffpunkt am Sonnenbrunnen gekommen. Böckingen ist mit ungefähr 22000 Einwohner*innen der größte Stadtteil Heilbronns nach der Kernstadt und wurde bereits 1933 eingemeindet. Der neu gestaltete Platz an der Haltestelle Sonnenbrunnen war auch gleich der erste Diskussionspunkt. Noch wirkt das Gelände wenig einladend, denn zu viele Flächen wurden rundherum versiegelt. An dem frühsommerlich warmen Besuchstag konnten sich die Teilnehmer*innen direkt vorstellen, wie die Hitze im Sommer sein würde. Das Wasserspiel allein wird vermutlich im Sommer nicht genügen, um den Platz attraktiv zu machen. Aufwerten könnten ihn Blumenbeete, Bäume oder Pflanzen sowie Verschattungsmöglichkeiten. Die Spielmöglichkeiten für Kinder sind karg und könnten abwechslungsreicher gestaltet werden. Die wenigen anwesenden Kinder wichen auf das kniehohe Gras an der Böschung zum Eisenbahnmuseum als Spielplatz aus.

Auch ein Kiosk oder kleiner Verkaufswagen wäre eine Idee, mit der das Areal eher zum Verweilen einladen würde, überlegten die drei Frauen, bevor sie auf das Eisenbahngelände zu sprechen kamen. Die Zukunft des Eisenbahnmuseums scheint derzeit ungewiss, da es offene Fragen über die Besitzverhältnisse gebe, erfuhr die Abgeordnete. Auf dem Gelände findet üblicherweise auch der Julbockmarkt im Winter statt. Die Bezirksbeirätin Seewi hofft, dass dieses Event 2022 wieder stattfinden wird, nachdem es im letzten Jahr sehr kurzfristig aufgrund der Corona-Auflagen abgesagt werden musste.

Anschließend zeigten die Böckingerinnen einen umzäunten letzten Teil des Fahrradwegs, der eigentlich schon zur BUGA die Durchgängigkeit des Fahrradweges in die Stadt hätte ermöglichen sollen. Warum dieser kleine Teilabschnitt, der mittlerweile wieder von Gras und Kräutern überwuchert wird, nicht in Betrieb genommen wurde, ist mit einem großen Fragezeichen zu versehen.

Der Flüsterbelag auf der B293, die durch den Stadtteil Böckingen führt, reduziere zwar die Fahrgeräusche ein wenig, trotzdem sei der Autoverkehr vor allem in den Morgen- und Abendstunden eine tägliche Belastungsprobe für die Anwohner*innen. Der Park-und Ride Parkplatz, der am Ortseingang an der Haltestelle angelegt wurde, wird nicht so angenommen, wie sich die Böckinger Bürger*innen das gewünscht hätten. Auch die Verkehrsführung für die Fahrradstrecke sei noch nicht optimal, waren sich die drei Radfahrerinnen einig.

Weiter ging es in Richtung Grünwaldschule. Zwischen der Grundschule und der gegenüberliegenden Neckartal-Schule ist eine Verkehrsberuhigung geplant, so dass ein Campus entstehen kann. Auch soll die Fahrradstraße integriert werden. Diese Konzeption hatte zu einigen Diskussionen geführt und die beiden Böckingerinnen hoffen, dass die kritischen Anwohner*innen von den Vorteilen der Lösung überzeugt werden können. Dazu soll im Mai eine Bürgerversammlung stattfinden.

Warum die Böckinger „Seeräuber“ genannt werden, wollte die Abgeordnete gerne wissen. Da gebe es zwei verschiedene Geschichten. Die eine erzählt davon, dass die Böckinger trotz eines königlichen Verbots nachts Fische aus einem See „geräubert“ haben. Die andere besagt, dass die Böckinger gestrandete Schiffe ausgeraubt haben, die sich in einen durch Hochwasser entstandenen Seitenarm des Neckars verirrt hatten. Die Böckinger pflegen bis heute ihr Piraten-Image und es wird ihnen nachgesagt, dass ein Böckinger Seeräuber immer ein Messer dabei habe.

Mit einem Schmunzeln zu dieser schönen Anekdote verabschiedete sich die Grüne Abgeordnete von den beiden Böckinger*innen und bedankte sich für die Einblicke in einige Ecken von Böckingen. Auf dem Heimweg fuhr sie durch Alt-Böckingen, das mit seinen Nebenstraßen und kleinen verwinkelten Häusern fast schon idyllisch wirkt und schaute am Wasserturm vorbei, der über Böckingen thront. Von dort aus hat man einen besonders schönen Blick über den umgebenden Park.