Vor meinem Kurzurlaubstrip nach Dresden bin ich durch Zufall auf den C³-Verband und deren Bauprojekt „CUBE“ gestoßen. Dieses Objekt wird zurzeit in Dresden als weltweit erstes Gebäude komplett aus Carbonbeton erstellt. Das Projekt setzt in plastischer Weise die Ergebnisse des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützten Bauforschungsprojekts C³ – Carbon Concrete Composite um. Das wollte ich mir näher anschauen, denn Innovative Baustoffe sind mein Thema im Ausschuss Landesentwicklung und Wohnen. Dankenswerterweise stellten mir Matthias Tietze, Oberbauleiter des „CUBE“ sowie Sandra Kranich, Pressereferentin bei C³, beide von der Technischen Universität Dresden, das Bauprojekt vor. Es hat viele Mütter und Väter, von Forscher*innen der TU über Architekt*innen und Ingenieur*innen bis hin zu Handwerksbetrieben, die sich auf diese moderne Art zu bauen eingelassen haben.
Die Entwicklung des Verbundwerkstoffs Carbonbeton basiert auf Beton und einer Bewehrung aus Kohlenstofffasern. Im Vergleich zu Stahlbeton rostet dieser nicht und lässt somit auf eine höhere Lebensdauer schließen. Zudem kann durch die schlanken und flexiblen Bauteile bis zu 80 Prozent Material eingespart werden, was wiederum den CO2-Ausstoß um bis zu 50 Prozent senken kann. Somit kann der klimaschädliche Faktor gegenüber herkömmlichem Beton deutlich reduziert werden. Ein weiterer Pluspunkt ist die elektrische und thermische Leitfähigkeit von Carbon, die direktes induktives Laden und Heizen eines Bauteils und sogar Datenübertragung möglich macht.
Zunächst war für das Bauprojekt lediglich ein zweigeschossiger Quader geplant worden, um den neuartigen Baustoff ohne metallische Bewehrung zu verbauen. Die Bauteile wurden in einem halbautomatisierten Verfahren produziert, um zu zeigen, dass diese Art des Bauens serientauglich ist. Im Zuge der Planung wurde jedoch auch der Wunsch geäußert, die vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten von Carbonbeton noch deutlicher herausstellen. So entstanden zwei geschwungene Bauelemente (TWIST), die zugleich als Dach- und Wandkonstruktion dienen und das Gebäude zu einem echten Hingucker machen. Mitten im Campus der TU Dresden steht nun das Bauwerk, für das im Februar der Direktor des Instituts für Massivbau, Professor Manfred Curbach, der gleichzeitig Bauherr des Bauprojekts ist, zum Richtfest einladen konnte.
Sandra Kranich berichtete mir, dass Fertigteile aus Carbonbeton bereits bei der Sanierung der Carolabrücke in Dresden zur Verbreiterung der Fuß- bzw. Radwege eingesetzt wurden, die mit herkömmlichem Stahlbeton gar nicht möglich gewesen wäre. Matthias Tietze erläuterte mir außerdem einen weiteren Pluspunkt im Hinblick auf die Wiederverwendung bzw. Kreislaufwirtschaft: Carbonfasern können z.B. aus recycelten Wertstoffen wie etwa Rotorblättern von Windkraftanlagen gewonnen werden. Beim Rückbau kann Carbonbeton zudem wieder vollständig in seine ursprünglichen Bestandteile aufgespalten und wiederverwendet werden. Wenn der Baustoff in den Leistungsbüchern (Standardleistungsbuch) für relevante Baustoffe aufgenommen wird, ist die größte Hürde für einen vielseitigen Einsatz des Carbonbetons überwunden.
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